South Nahanni River

WILDWASSER-ABENTEUER IM GRAND CANYON KANADAS.

Da ist ein Fluss – hunderte Kilometer von der nächsten Zivilisation entfernt und nur mit dem Buschflugzeug zu erreichen. Fast dreitausend Meter hohe vergletscherte Berge umgeben ihn, Wasserfälle und wilde Stromschnellen unterbrechen seinen Lauf, seine eiskalten Fluten zwängen sich durch bis zu tausend Meter tiefe Canyons, der Dampf heißer Quellen steigt an seinen Ufern auf. Keine Pfade führen in die dichten Wälder, die er durcheilt. Sie sind das Revier von Bibern, Elchen, Bären … und Moskitos.

Und da ist die alte Sage von einem riesigen Goldvorkommen, die in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts einige verwegene Goldsucher in diese abgeschiedene Wildnis zog. Niemand hat bis heute etwas entdeckt, doch seit man 1908 die kopflosen Leichen der Brüder Willie und Frank McLeod fand, schwelte das Gerücht weiter und noch mehrere Glücksritter mussten auf unheimliche und ungeklärte Art ihr Leben lassen. Das ist der South Nahanni River in den kanadischen Nordwest-Territorien – einer der schönsten Flüsse Nordamerikas.

Siebzehn Fuß lang ist das Kanu, mit dem Petra, Sarah, Lennart und ich diesen Fluss befahren. Randvoll beladen ist es mit Ausrüstung und Proviant für knapp vier Wochen. Hinter uns liegt eine monatelange Vorbereitung mit Routen- und Zeitplanung, Ausrüstungs- und Verpflegungsbeschaffung, Paddeltraining… Alles Notwendigkeiten im Hinblick auf die Sicherheit bei einer Wildnisreise mit zwei Kindern im Alter von sieben und elf Jahren.

Vom Indianerdörfchen Fort Liard bringt uns eine Single Otter an den Startpunkt. Eine Stunde lang brummen wir über eine grandiose Landschaft, dann schwenken wir auf den South Nahanni River ein und fliegen weiter stromauf. Beim neugierigen Blick aus den Fenstern entgeht uns nicht, dass der Fluss Hochwasser führt. Hoffentlich haben wir uns nicht zuviel vorgenommen. Erste Zweifel werden wach …

An einem einsamen See lassen wir uns aussetzen. Die nächste Siedlung, die nächste Strasse sind mehrere hundert Kilometer von uns entfernt. Als wir wenig später mit dem voll beladenen Kanu auf den Nahanni einbiegen, haben wir das Gefühl, auf einen D-Zug aufzuspringen. Das eisgraue Wasser steht bis in die Wurzeln der Uferbäume und so eine Geschwindigkeit haben wir bisher noch nie erlebt. Durch stetiges Rückwärtspaddeln versuchen wir uns daran zu gewöhnen.

Vor uns liegt das Erlebnis der wunderschönen Natur des kanadischen Nordens: Einsamkeit und Gastfreundschaft, entspanntes Dahingleiten und aufregendes Kribbeln bis in die Fingerspitzen im Wildwasser, spannende Begegnungen mit Bibern, Elchen und Bären, Moskitonetz und Muskol als letzte Rettung vor den Stechmücken, heiße Sonnentage und vierundzwanzig Stunden Dauerregen – und eine Landschaft, die ihresgleichen sucht.