Wildspitze – auf den höchsten Gipfel Tirols

Wie schon im vergangenen Jahr freuen wir uns auf eine Hochtour in den Ötztaler Alpen mit dem Zillertaler Alpenverein. Florian und Markus haben dafür diesmal die Wildspitze, mit 3.772 m der höchste Gipfel Tirols und der zweithöchste Österreichs, als Ziel ausgegeben. Nach gut sechs Stunden Fahrt erreichen Petra und ich die Rofenhöfe oberhalb von Vent. Peter ist bereits da. Wir essen gemeinsam Abendbrot und machen es uns dann im Auto für die Nacht gemütlich. Am nächsten Morgen ist der Himmel bedeckt, noch ist nichts zu spüren von dem vorher gesagten heißen Wochenende. Wir beginnen die Tour über mehr als sechshundert sehr direkte Höhenmeter hinauf Richtung Breslauer Hütte, biegen dann aber rechts auf den breiten Weg ab, der von der Bergstation des Venter Sesselliftes herauf führt. An der Abzweigung zum Wilden Manderl rasten wir, bis unsere Mitstreiter, die früh am Morgen im Zillertal gestartet sind, uns unter Führung von Markus erreichen. Jetzt sind wir fast komplett, zu elft machen wir uns an die Besteigung des Wilden Manderl. Die Sicht ist ziemlich eingeschränkt. Immer wieder ziehen Nebelbänke das Tal herein und der Himmel bleibt von Wolken verhangen. Ab und zu erhaschen wir einen Blick hinüber zur Breslauer Hütte oder bis hinauf zum Schnalstaler Gletscher. Die Gipfelrast auf 3.020 m Höhe bleibt kurz. Wir überschreiten die höchste Erhebung und steigen steil, anfangs teilweise mit Stahlseilen versichert ab, bis wir schließlich den rechten Hang hinauf zur Breslauer Hütte queren. Hier werden wir schon von Florian erwartet. Wir machen Quartier und nutzen den Nachmittag etwa zweihundert Höhenmeter oberhalb der Hütte für intensives Gletschertraining unter der fachkundigen Leitung von Florian und Markus mit T-Anker, Verankerung mit Bandschlinge an einem Felsblock, Loser Rolle, Mannschaftszug, … Sehr gut!
Nächster Morgen: 4.30 Uhr Aufstehen. 5.00 Uhr Frühstück. 5.30 Uhr Abmarsch. Keine Wolke am Himmel, wir alle sind voller Vorfreude. Während wir aufsteigen, erstrahlen die ersten Gipfel in der Morgensonne. Eine gute Stunde geht es nicht allzu steil in das Tal hinein. Vor dem Aufstieg zum Mitterkarjoch (3.468 m) legen wir die Steigeisen an und bilden zwei Seilschaften. Dann wird es schnell immer steiler. Der Schnee ist pickelhart und griffig. Schließlich queren wir nach links aus der Rinne und klettern an den versicherten Felsen hinauf in die Scharte. Dort erwarten uns die Sonne und ein wunderbarer Ausblick über den weiten Taschachferner hinüber zum Pitztal. Wir genießen die Wärme bei einer kurzen Rast, dann folgt ein flacher Anlauf für den finalen Anstieg. Noch ein wenig Kletterei am steilen Grat, bis wir nach nicht einmal drei Stunden am Gipfel stehen. Besser geht es nicht. Die Aussicht ist überwältigend. Um uns herum das gesamte Panorama der Ostalpen. Klar und deutlich erheben sich Ortler, Zebru und Königsspitze im Südwesten, im Südosten sehen wir die Eisflanken der Marmolada. Fast zum Greifen nah der Fluchtkogel, Ziel unserer letztjährigen Hochtour in den Ötztalern. Obwohl der Gipfel wenig Platz bietet, will man hier gar nicht mehr weg. Irgendwann steigen wir trotzdem ab und suchen uns im Sattel unterhalb des Gipfelgrates einen sonnigen Rastplatz. Ausgeruht und mit der gebührenden Vorsicht machen wir uns auf den Rückweg. Die Sonne hat den Schnee in der relativ kurzen Zeit bereits tüchtig aufgeweicht. Der Abstieg vom Mitterkarjoch erfordert unsere volle Aufmerksamkeit. Selbst am unteren Ende der Steilrinne kommen uns um diese späte und warme Zeit noch Aufsteiger entgegen. Abgesehen von der Mühsal im weichen Sulz, ist vor allem auch das Gefahrenpotential größer als am Morgen, wie die Steinschlaggeräusche aus den umliegenden Wänden beweisen. Frei von Seil und Steigeisen wandern wir entspannt Richtung Tal. Peter nimmt zwischendurch ein Bad in einem Gletschersee, die anderen bevorzugen zur Erfrischung diverse Getränke auf der Terrasse der Breslauer Hütte. Hier trennen sich unsere Wege auch wieder. Markus und Florian steigen mit dem Hauptteil der Gruppe nach Vent ab. Wir nehmen mit Peter den steilen Abstieg zu den Rofenhöfen. Noch am Nachmittag setzen wir um nach Garmisch-Partenkirchen und steigen die sechshundert Höhenmeter durch die Höllentalklamm hinauf zur Höllentalangerhütte. Doch das ist schon wieder die nächste Geschichte.