Nach der Besteigung der Wildspitze am Vormittag und der anschließenden Fahrt über den Fernpass nach Hammersbach bei Garmisch-Partenkirchen machen wir uns am späten Nachmittag an die sechshundert Höhenmeter Aufstieg zur Höllentalangerhütte. Abgesehen von der Tour am Morgen machen uns hier die schwülen Temperaturen zu schaffen. Wir sind froh, als wir den Eingang der spektakulären Höllentalklamm erreichen. Das tosende Wasser in der engen Felsschlucht hält die Luft feucht und die Temperatur angenehm kühl. Die späte Stunde hat außerdem den Vorteil, dass wir die Klamm nahezu für uns allein haben. Fast unmerklich gewinnen wir stetig an Höhe, fasziniert vom Schauspiel der Naturgewalten. Im Aufstieg oberhalb der Klamm entdecken wir eine Gämse mitten am Weg, die uns zwar bemerkt, sich aber beim Äsen nicht stören lässt, solange wir ihre Fluchtdistanz nicht unterschreiten. So sind wir nach zwei Stunden an der neuen Höllentalangerhütte. Die Form mag für Traditionalisten gewöhnungsbedürftig sein, die Hütte ist komfortabel und das Essen gut und reichlich. Nach einem langen Tag genießen wir auf der Terrasse den grandiosen Blick auf das Zugspitzmassiv.
Diesmal können wir ausschlafen. Frühstück gibt es erst um 5.30 Uhr. Wir sind die Ersten am Schalter und können so gestärkt gegen sechs Uhr starten. In der Nacht hat es ordentlich gewittert. Jetzt ist der Himmel blau. Vor uns die Berge im Sonnenlicht und wir rätseln, wo in dieser vertikalen Welt die Route wohl hinauf führen wird. Es läuft sich angenehm beim Zustieg, um auf Betriebstemperatur zu kommen. Vor der ersten Drahtseilsicherung legen wir die Klettersteigausrüstung an. Dann geht es hinauf: Zunächst eine Steilstufe, dann kommt die Leiter, eine mit Trittbügeln versehene Steilwand. Wenig später das berühmte Brett, die Querung einer weiteren Steilwand auf Stahlstiften. Die Ausblicke sind atemberaubend. Ohne Sicherung kraxeln wir anschließend eine Steilrinne hinauf und steigen dann in kleinen Serpentinen vorbei an malerischen Wasserfällen bis zu einem markanten Absatz, wo wir rasten. Der Zugspitz-Gipfel ist schon deutlich näher gekommen, aber das wird noch ein Stück Arbeit. Nach links zieht sich der Jubiläumsgrat bis hinüber zur Alpspitze. Über Geröll steigen wir weiter bis an den Beginn des Höllental-Gletschers. Steigeisen anlegen, Anseilen. Petra läuft hinter mir in der Mitte, Peter am Ende unserer kleinen Seilschaft. Wir nutzen die vorhandene Trittspur. Nach flachem Beginn steilt der Gletscher ordentlich auf. An der Randkluft rüsten wir wieder auf Klettersteig-Set um. Der Übergang vom Gletscher auf den Fels ist zur Zeit noch kein Problem. Im fortschreitenden Sommer wird sich die Spalte sicher noch vergrößern. Für uns folgt jetzt der letzte Abschnitt, der Höllental-Klettersteig. Technisch gesehen von mittlerer Schwierigkeit, ist er aber lang, durchgehend steil und erfordert ganzen Körpereinsatz. Peter schleppt sogar seinen Gleitschirm mit nach oben. Es lohnt sich, ab und an zu rasten und zu schauen. Die Aus- und Tiefblicke sind unglaublich schön! Tief, tief unter uns erkennen wir die Höllentalangerhütte. Der Gipfel scheint jeden Moment erreicht und doch zieht sich der Steig immer weiter. In Gipfelnähe gelangen wir auf eine Scharte, von der sich ein atemberaubender Blick zum Eibsee ergibt. Und es geht noch weiter hinauf. Nach links durch eine rutschige, teilweise mit Schnee gefüllte Rinne. Dann der Abzweig zum Jubiläumsgrat und der Blick auf das Zugspitzplatt. Wenig später sind wir am Gipfel. Ein tolles Gefühl, vor allem beim Blick auf den gesamten unter uns liegenden Aufstiegsweg. Danke an Peter und die Kameraden vom Zillertaler Alpenverein. Das waren drei traumhafte Bergtage!