Letzte Woche bei der Grünsteinumrundung oberhalb des Marienbergjochs sage ich zu Petra: „Schau mal, da drüben sind welche vom Gipfel abgefahren.“ „Wer’s braucht. Ich brauch das nicht!“, war die Antwort angesichts der steilen Hänge. (Siehe Titelfoto) Eine Woche später geht’s von Aschland genau da hoch auf die Östliche Handschuhspitze und genau die steilen Hänge wieder runter. Hab vorher vielleicht nicht so genau darauf hingewiesen 😉 Aber der Reihe nach.
WANKSPITZE
Nach einer zügigen Anreise am Abend verbringen wir die Nacht im Auto am großen Parkplatz beim Gasthaus Arzkasten. Eine Nebeldecke liegt auf dem Tal, doch die Vorhersage lässt auf bestes Wetter hoffen. Wir starten auf der Rodelbahn beim Gasthaus und biegen nach wenigen hundert Metern links auf den Sommerweg zum Lehnberghaus ab. Ab und zu erhaschen wir einen Blick auf die Bergspitzen, wenn der Nebel aufreißt. Vor dem steilen Waldaufstieg zum Lehnberghaus wird der Blick geradeaus frei auf Höllreise und Grünsteinscharte. Oben lassen wir das Gasthaus links liegen und steigen durch lockeren Waldbestand weiter auf. Bald erreichen wir die Schulter. Unter uns liegt das mit Wolken gefüllte Inntal, darüber die Gipfel des Sellrain. Links haltend geht es auf dem Bergrücken weiter. Im Kanonenrohr, einer engen Rinne wird der Aufstieg mühsam. Der Untergrund ist steil und mehlig. Weiter oben erreichen wir einen Sattel mit Blick ins Stöttertörl. Dann ist es nicht mehr weit zum Gipfel. Tolle Aussichten. Drüben das Hölltörl mit unserer Abfahrt der Vorwoche, darüber thront der Grünstein. Unten im Inntal löst sich der Nebel zunehmend auf. Es ist angenehm windstill. Wir bleiben lange und genießen den Blick. Ein Genuss wird auch die Abfahrt. Wir wählen eine breite Rinne rechts der Aufstiegsroute, schwingen auf traumhaften Schnee hinunter zum Lehnberghaus. Nach einer kurzen Rast in der Sonne folgt die Abfahrt auf der Rodelstrecke bis Arzkasten.
ÖSTL. HANDSCHUHSPITZE – SPITZKEHREN OHNE ENDE
Unweit vom Aschlandhof zweigt der Forstweg zur Marienbergalm ab. Hier starten wir unseren Aufstieg. Nicht zu steil, aber mit gutem Höhengewinn geht es kontinuierlich bergan. Heute kein Morgennebel, kaum eine Wolke am blauen Himmel. Bald kommt der Grünstein in Sicht, nach einer Linkskurve schauen wir genau hinauf auf unser Tagesziel. Steil! Die gewaltigen Hänge da oben sind alle südlich exponiert. Gestern habe ich mit dem Monokular nach der Aufstiegsroute geschaut. Deutlich waren die zahlreichen Spitzkehren zu erkennen. Jetzt sehen wir dort einige Tourengeher. Wir verlassen den Forstweg und steigen durch lichten Wald auf, ein kurzes Stück unter der Starkstromleitung. Als diese nach rechts abbiegt, haben wir die Baumgrenze erreicht. Kurz flach hinüber, dann folgt ein langer, gleichbleibend steiler Anstieg. Spitzkehre reiht sich an Spitzkehre. Der Hang ist fest, aber nicht eisig. Wir können die Harscheisen im Rucksack lassen. Inzwischen verdecken hoch liegende Wolken die Sonne. Je höher wir kommen, umso mehr greift der Wind nach uns. Am Gipfel ist es fast stürmisch und ungemütlich. Wir packen uns warm ein und genießen unsere Leistung. Die Aussicht ist gewaltig. Zugspitze, Grünstein, Inntal, Wannig, am Horizont die Stubaier, … Tief unter uns der Aschlandhof. In der Abfahrt bleibt uns viel Raum, um unsere eigenen Spuren zu ziehen. Ein Traum, den wir voll auskosten und bei Kaiserschmarrn im Gasthaus Arzkasten beschließen.