Immer wieder schön – Schnalstal

Unsere Suche nach einem Plätzchen für unser Auto, wo wir ungestört die Nacht verbringen können, endet kurz hinter Vernagt an einer geschlossenen Schranke. Die Strasse hinauf nach Kurzras ist wegen Lawinengefahr gesperrt. Dichte Schneeflocken tanzen im Licht der Scheinwerfer, wir wenden und bahnen uns durch den Neuschnee einen Weg zurück. In Unser Frau finden wir schließlich einen Parkplatz. Hier ist der Regen inzwischen auch in Schnee übergegangen. Am nächsten Morgen liegen gute zwanzig Zentimeter nasser Neuschnee auf dem Auto. Die Strasse bleibt den ganzen Tag gesperrt, die Lawinengefahr liegt auf der zweithöchsten Stufe. Als einziger Weg in die Berge bleibt heute der Hubschrauber, der die Staumauer vom Vernagt-Stausee zum Start- und Landeplatz umfunktioniert.
Ein Tag später zeigt sich das Wetter von seiner besten Seite. Bilderbuchwinter: Blauer Himmel, alles ist tief verschneit. Der Zugang nach Kurzras ist wieder offen, aber die Lawinengefahr liegt unverändert bei Stufe 4. Nix Gelände heute! Unsere Alternative heißt Pistenskitour über zwölfhundert Höhenmeter hinauf zur Bergstation Grawand. Gestern sind einige Lawinen über die geschlossenen Pisten gerauscht. Dass sich heute alles in bestem Zustand präsentiert, ist das Ergebnis aufwendiger Nachtarbeit. Auch in den Bergen um uns herum sind zahlreiche Lawinenabgänge zu erkennen. Wir nehmen uns Zeit, genießen die Aussicht und den Sonnenschein. Oben im Hotel Grawand kurze Pause und umrüsten auf Abfahrt. Unbeschwertes Schwingen bis zur Talstation des Hintereis-Sesselliftes. Hier ist inzwischen dichter Nebel. Wir fellen nochmal auf und steigen zur Schutzhütte Schöne Aussicht, wo wir uns mit Sarah und Peter treffen. Der Nebel hält sich hartnäckig. Die Abfahrt durch das Skigebiet ist ein vorsichtiges hinunter Tasten. Erst auf der neuen Transhumanz-Piste wird es besser und wir können es wieder laufen lassen.

Ein neuer Tag, Lawinenwarnstufe 3, ab Mittag soll es zuziehen. Mit der ersten Gondel schweben wir hinauf zur Grawand. Mit uns einige Tourengeher, die die Zeit ebenfalls nutzen wollen. Abfahrt unter die Talstation der Finail-Schlepplifte ins Gelände. Hier fellen wir auf und beginnen unseren Aufstieg Richtung Finailspitze. Solange es die Sicht zuläßt, ist unser Plan. Es liegt eine gute Spur. Vor uns sind zwei Vierergruppen im Aufstieg. Das Gipfelkreuz über uns ist gut zu erkennen, aber von Süden werden bereits Wolken über den Gebirgskamm gedrückt. Wir queren hinüber zur Schwarzen Wand, steigen dort hinauf in das flache Gletscherbecken, das wir nach rechts an den Fuß der zweiten Steilstufe überqueren. Hier geht es in Spitzkehren nach oben. Der tiefe Schnee in dem steilen Hang erfordert saubere Kickkehren, lässt aber auch Vorfreude auf die Abfahrt aufkommen. Nicht wirklich flach geht es oben weiter. Je näher wir dem felsigen Kamm kommen, desto schlechter wird die Sicht. Dort angekommen stehen wir im White Out. Wir beschließen, es gut sein zu lassen. Mit der gebotenen Vorsicht ob der Steilheit ziehen wir die Felle auf und hoffen auf ein Wolkenfenster, dass uns eine sichere Abfahrt ermöglicht. Tatsächlich öffnet sich der weiße Vorhang und gibt den Blick bis tief ins Tal frei. Sogar die Sonne schafft es hier und da hindurch. Wir nutzen die Chance und fahren ab. Leichter Bruchharsch wechselt mit Traumpulver. Es wird ein cooler Ritt nach unten mit viel Spaß in den Steilstufen. Unten finden wir eine geschickte Linie, auf der wir fast ohne Gegenanstieg zurück ins Skigebiet kommen. Dort folgt die finale Abfahrt auf den bestens präparierten Pisten hinunter nach Kurzras.