Topografische Tourvorbereitung

In Vorbereitung einer Wildnistour versuchen wir schon im Vorfeld die entsprechenden topographischen Karten des Zielgebiets zu bekommen. Man erhält darin eine Vielzahl von Informationen, wie z.B. Relief, Geländebeschaffenheit, usw., deren Kenntnis für eine optimale Zeitplanung natürlich von Vorteil sind. Steht, wie bei einer Kanu- oder Trekkingtour, der Streckenverlauf im Wesentlichen fest, kann man die Karte bereits zu Hause mit weiteren Details vervollständigen, die später draußen die Orientierung und die aktuelle Zeitplanung erleichtern.

Im Folgenden erläutere ich unsere Vorgehensweise am Beispiel einer topographischen Karte im Maßstab 1 : 250.000 anlässlich unserer Tour auf dem Mountain River. Ein Kartenausschnitt ist zu Demonstrationszwecken unten abgebildet.

Beispiel Präparation topographische Karte:

Tourvorbereitung
Tourvorbereitung

Schritt 1 – Auf den vier benötigten Kartenblättern (Siehe auch Tour-Info Mountain River) wird der Verlauf des Flusses mit einem Textmarker in einer auffälligen, durchscheinenden Farbe (lila) von der Mündung bis ins Quellgebiet gekennzeichnet.
Schritt 2 – Von der Mündung beginnend, werden mit einem Lineal oder Zirkel die Kilometer (1km = 4mm bei diesem Maßstab) abgetragen. Alle fünf Kilometer wird mit schwarzem Bleistift eine Markierung mit der entsprechenden Kilometerzahl von der Mündung aufsteigend gesetzt. In der Beispielkarte sind die Entfernungen 250 km, 215km und 210 km bis zur Mündung nur zur Veranschaulichung hervorgehoben.

Bei dieser Art der aufsteigenden Markierung liegt der Vorteil darin, dass man unterwegs jederzeit und ohne Rechnerei weiß, wie groß die verbleibende Wegstrecke ist. In Verbindung mit den Kenntnissen des Kartenlesens (Geländerelief, Flussgefälle) ist man unterwegs jederzeit in der Lage, abzuschätzen, wie viel Zeit für die verbleibende Wegstrecke mindestens noch benötigt wird. Damit ist man sehr flexibel und kann die Länge der Tagesetappen und Ruhetage besser planen oder zum Beispiel auf Schlechtwetter-Perioden reagieren.

Schritt 3 – Dort, wo eine Höhenlinie den Flusslauf schneidet, wird ebenfalls eine Markierung gesetzt. Die Höhenmeter werden eingekreist direkt daneben eingetragen. In der Beispielkarte sind die 1.000-m und die 800-m-Höhenlinie zur Veranschaulichung hervorgehoben.

Schritt 4 – Anlegen der Gefälle-Tabelle (Erläuterung folgt weiter unten).

Schritt 5 – Unterwegs: Einzeichnen der Lagerplätze, abgekürzt C4 (=Camp 4) oder C6 (beide beispielhaft hervorgehoben)

Schritt 6 – Unterwegs: Einzeichnen markanter Punkte oder bestimmter Ereignisse, wie die Wanderung vom Camp 4 wie oben beispielhaft hervorgehoben

GEFÄLLE-TABELLE

Tourvorbereitung
Tourvorbereitung

Die Tabelle wird in die rechte obere Ecke jedes Kartenblattes gezeichnet.
Beginnend vom höchsten Punkt wird der Flusskilometer in die Spalte “Kilometer” eingetragen, an dem die Höhenlinie den Flusslauf schneidet (Zeile 1 = 310 km von der Mündung).
Durch ein Minuszeichen getrennt, folgt der Kilometerstand der nächsten Höhenlinie flussab (Zeile 1 = 286 km von der Mündung).
In der Spalte “Differenz” erscheint die Differenz in Flusskilometern zwischen diesen beiden Höhenlinien (Zeile 1 = 24 km).
Aus der Karte ergibt sich, dass der Abstand zwischen zwei Höhenlinien 100 Höhenmeter beträgt. Damit lässt sich das Gefälle des Flusses in so einem Abschnitt wie folgt berechnen: Auf den 17 km zwischen Kilometer 130 und 113 verliert der Fluss also 100 Höhenmeter. Nach der Formel:

(100 Höhenmeter x 1.000 Distanzmeter) / 17.000 Distanzmeter = 5,88 ‰

ergibt sich ein Gefälle von 5,88 Höhenmeter auf 1.000 m Strecke. Das lässt ordentlich Wildwasser erwarten und bedeutet, Zeit für das Erkunden und eventuelle Portagen einzuplanen. Tatsächlich liegt in diesem Bereich der 4. Canyon des Mountain River.