Goldrauschtour

MIT RUCKSACK UND KANU AUF DEN SPUREN DER GOLDGRÄBER ZUM KLONDIKE

Im Winter 1897/98 befinden sich mehr als 40.000 Menschen aus aller Welt im Wettlauf zu einem kleinen Bach im kanadischen Yukon-Territorium kurz vor dem Polarkreis. Eineinhalb Jahre vorher wurde an diesem Bach, genannt Rabbit Creek, einer der größten Goldfunde in der Geschichte Nordamerikas gemacht und das Gewässer flugs in Bonanza Creek umgetauft. Es dauerte Monate, bis die Nachricht in den bevölkerten Süden und Osten des Kontinents vordrang. Dann aber setzte der Run auf die Goldfelder ein. Tausende ließen ihre Arbeitsplätze, ihre Farmen, sogar ihre Familien im Stich, in der Hoffnung auf das große Glück und strömten auf verschiedenen Routen nach Dawson City. Die Stadt war und ist ein Produkt des Goldrausches, in unmittelbarer Nähe der Goldfelder an der Mündung des Klondike River in den Yukon gelegen.

AUGUST 1994

Wir sind unterwegs auf der legendären Hauptroute der Goldsucher. Mehr als dreißigtausend Menschen, unter ihnen Jack London, kämpften sich hier vor fast hundert Jahren durch die unwegsame Wildnis. Wir wollen versuchen, es ihnen nach zu tun, auch wenn uns unterwegs so mancher für verrückt halten mag, denn Sarah ist erst fünf Jahre alt und Lennart ist neun.

Mit der Malaspina, einem großen Fährschiff, fahren wir vom kanadischen Küstenstädtchen Prince Rupert Richtung Nordwest durch die märchenhafte Welt der Inseln und Fjorde der Inside Passage vor Alaskas Pazifikküste. Nach anderthalb Tagen erreichen wir Skagway und fühlen uns zurückversetzt in die Zeit des Goldrausches angesichts des restaurierten Örtchens. Bei den fünfzehn Kilometer entfernten Überresten von Dyea beginnen wir schwer beladen unseren Marsch über den 1.200 Meter hohen Chilkoot Pass hinüber auf die kanadische Seite des Küstengebirges zu den Quellgewässern des Yukon River. Jederzeit sind wir bereit wieder umzukehren, wenn die Strapazen zu groß werden sollten. Aber die Kinder halten sich hervorragend. Lennart gibt an den Golden Stairs so manchem Erwachsenen das Nachsehen und am Ziel erfahren wir, dass Sarah bis dato die Jüngste ist, die den Trail aus eigener Kraft gelaufen ist.

In einem riesigen Motorhome trampen wir weiter nach Whitehorse, wo wir ein Kanu mieten. Nach drei stürmischen Tagen auf dem zweihundert Kilometer langen Teslin River erreichen wir den mächtigen Yukon River. Riesige Waldbrände verdunkeln den Himmel, wir begegnen Wölfen und Bären. Bei unserem Aufbruch von Stewarts Island grüßt uns der nahende Winter mit einer dicken Eisschicht auf dem umgedrehten Boot. Insgesamt rund achthundert Kilometer paddeln wir durch die Wildnis, bis wir schließlich unser Ziel Dawson City erreichen. Recht erfolgreich versuchen wir unser Glück mit der Goldwaschpfanne und ich werde Mitglied im ehrwürdigen Sauerzeh-Club. Es war eine Reise in die Vergangenheit des Goldrausches und in eine faszinierende Landschaft.

Abenteuerlich wird auch der Abschluss der Tour, als wir einsam am Klondike Highway den Daumen raus halten. Die Touristensaison ist vorbei und es kommen kaum Autos. Vom frühen Morgen bis zum späten Nachmittag stehen wir an der staubigen Strasse. Wird es uns noch vor Wintereinbruch gelingen, von Dawson City zurück nach Whitehorse trampen?