Fluchtkogel – Hochtour im Ötztal

Eigentlich war die Tour des Alpenvereins Zillertal wegen schlechter Wetteraussichten schon abgesagt. Bis Markus am Freitag nachmittag anrief. Die Vorhersage für das Wochenende sieht inzwischen deutlich besser aus. Ich freue mich. Um 0.30 Uhr parke ich bei den Rofenhöfen oberhalb von Vent und mache es mir im Auto für den Rest der Nacht so gemütlich wie möglich. Als die Kameraden aus dem Zillertal am Morgen anrücken, bin ich schon gestiefelt und gespornt. Wir sind zu zwölft. Bis auf Peter (ist eh schuld an dem Ganzen) kenne ich noch niemanden persönlich, aber das wird sich schnell ändern. Unter Führung von Markus und Florian marschieren wir das zunehmend enge Rofental hinauf. Tief und beeindruckend hat sich die stark Wasser führende Rofenache eingeschnitten. Nach gut zwei Stunden rasten wir am Hochjoch Hospiz (2.413 m). Das Rofental führt hinauf zum Schnalstaler Gletscher. Wir halten uns rechts und steigen auf dem jetzt deutlich steileren Deloretteweg hinauf zum Kesselwandferner. Unterwegs gibt es herrliche Ausblicke auf den Hintereisferner und den Weißkugel (3.739 m). Geräuschvoll gleitet ein Wasserfall aus dem Eisbruch des Kesselwandferner die nahezu senkrechten Felswände hinab. Bald schauen wir auf die flachere Eiskappe. Ganz oben über dem Gletscher erhebt sich die Ehrichspitze. Mitten im Hang erkennen wir dort unser Tagesziel, das Brandenburger Haus (3.277 m). Ein kurzer Abstieg über Schotter zum Gletscher. Dort werden die Steigeisen angelegt und in zwei 6er-Seilschaften queren wir über Spalten, Schmelzwasser-Rinnsale und Eis nach oben. Das Wetter hat sich trotz einiger Wolken prächtig gehalten. Nach dem üppigen Abendessen in der gut geführten Hütte genießen wir den Sonnenuntergang von der Ehrichspitze. Ein früher Blick aus dem Fenster am nächsten Morgen verspricht noch besseres. Also raus aus dem Hüttenschlafsack und wieder hinauf auf die Ehrichspitze. Wunderschöner Sonnenaufgang bei klarem Himmel. Nach dem Frühstück klettern wir hinunter zum Gletscher und machen uns, wieder angeseilt und mit Steigeisen, an die Besteigung des Fluchtkogel (3.500 m). Hierzu queren wir den Kesselwandferner nach Osten bis zum Gipfelauschwung. Vorbei am Oberen Guslarjoch ziehen wir im Zickzack zum Gipfelkreuz. Oben haben wir bei bestem Wetter einen hervorragenden Rundblick. Für den Abstieg geht es wieder hinunter zum Oberen Guslarjoch und dort links und steil hinab auf den Guslarferner. Vor dem Gletscherbruch ist in den Spaltenzonen einige Vorsicht gefragt. Unten läuft der Gletscher flach aus. Um uns rinnen und gluckern Schmelzwasserbäche. Bald können wir uns ausbinden und die Steigeisen wegpacken. Auf dem schmalen Kamm der eindrucksvollen Seitenmoräne wandern wir hinab zur Vernagt-Hütte (2.755 m). Nach einer Trinkpause folgt schließlich der lange Abstieg zu den Rofenhöfen. Der Vernagtbach ist ein tosendes Wildwasser-Monstrum. Die Wasserführung ist beeindruckend, aber auch irgendwie Besorgnis erregend. Alles schmelzender Gletscher, was da in der Sommerhitze herunter kommt. Am frühen Nachmittag lassen wir die Tour auf der Terrasse des Berggasthauses Rofenhof ausklingen. Danke an Markus und Florian für die umsichtige Führung und an alle Teilnehmer/Innen für die tolle Tour!