Es ist der zweite Sonntag im September, wir sitzen in unserem kleinen Wohnwagen auf dem Campingplatz Längenfeld im Ötztal und schauen ungläubig fasziniert zu, wie draußen dicke, nasse Schneeflocken vom Himmel schweben. Unsere Skier stehen wohl verwahrt zu Hause im Keller, dafür sind Seil, Steigeisen und Hochtourenschuhe dabei. Ob das bei dem Schneefall in den nächsten Tagen zum Einsatz kommt, ist eher unwahrscheinlich. Für höhere Lagen gab es bereits Lawinenwarnungen. Ganz sicher ist der Wintereinbruch nur vorübergehend, aber für sichere Touren muss der Schnee sich oben erst mal setzen bzw. wieder wegtauen. Der Wetterbericht verspricht Besserung. Am nächsten Tag starten wir gegen Mittag, als der Regen nachgelassen hat, eine kleine Eingehtour um den imposanten Stuibenfall. Nach dem steilen Aufstieg sind wir oberhalb des Falles bald allein und genießen den Rückweg. Über Almen mit phantastischen Ausblicken ins Ötztal, später durch den Wald wandern wir in einem weiten Bogen wieder hinunter nach Umhausen.
BRUNNENKOGELHAUS, 2.738 M, ÖTZTAL
Bestes Wetter am Dienstag motiviert uns zu einer anspruchsvolleren Tour. Wir starten von der Moosalm knapp oberhalb von Sölden und steigen durch steilen Wald hinauf zur Brunnenbergalm. Hier beginnt die Schneegrenze. Nach einer kurzen Rast beschließen wir weiter zu steigen, solange es die Bedingungen zulassen. Es geht besser als erwartet. Weiterhin steil hinauf zur Baumgrenze stapfen wir durch den Schnee. Als wir die letzten Bäume hinter uns lassen, erblicken wir hoch über uns unser Ziel – das Brunnenkogelhaus, das eindrucksvoll auf dem Berggipfel thront. Relativ flache Querung hinüber an den steilen Gipfelaufbau. Hier liegt der Schnee tiefer und die sichere Wegfindung wird schwieriger. Oben angekommen, genießen wir traumhafte Aussicht in alle Richtungen. Vor dem Abstieg stärken wir uns in der Hütte mit Kaiserschmarrn. Seit drei Tagen sind wir, auch für heute, die einzigen Gäste.
Über das Timmelsjoch geht die Reise weiter ins Passeiertal. Vor gut einem Jahr hat Luis Hofer mit seinem Bruder Karl den idyllischen Campingplatz Bergkristall kurz vor Pfelders eröffnet. Ein herrliches PLätzchen! Wenn wir morgens die Augen öffnen, blicken wir direkt auf den Hinteren Seelenkogel und die Hochwilde.
ÜBER DAS SPRONSER JOCH
Von Pfelders wandern wir über das Spronser Joch zu den Muthöfen oberhalb von Meran. Nach dem Aufstieg durch den Wald zur Faltschnalalm folgen wir den weiß-roten Markierungen durch das gleichnamige Tal hinauf zum Faltschnaljöchl. Dort öffnet sich das Lazinser Tal unter uns, darüber dominieren die eindrucksvollen Gipfel von Lodner, Hohe Weiße und Hochwilde. Hinauf zum Spronser Joch hat es noch eine geschlossene Schneedecke. Oben genießen wir die weite Aussicht Richtung Süden. Wir sind ganz allein. Der folgende Abstieg zwischen den Spronser Seen ist Genuß pur. Steil hinunter zum Schiefersee, der in einer idyllischen Hochmoorlandschaft liegt. Vorbei am Grünsee und den Resten der Meraner Hütte treffen wir an der Oberkaseralm auf die ersten Wanderer, die von den Muthöfen heraufgestiegen sind. Wir rasten kurz und steigen dann im zunehmenden Gegenverkehr hinunter zur Bergstation der Seilbahn.
In Dorf Tirol erwarten uns Sarah und Peter, die in Marling ihre erste Urlaubswoche verbringen. Mit den beiden unternehmen wir am nächsten Tag eine entspannte Wanderung auf dem Panoramaweg oberhalb von Pfelders mit kulinarischem Finale im Gasthof Zeppichl.
RÖTENSPITZ IM FALTMARTAL
Der Rötenspitz ist ein sehr schöner Aussichtsgipfel in der Texelgruppe. Vor einigen Jahren habe ich ihn schon mit Skiern bestiegen. Diesmal starten wir zu Fuß direkt vom Campingplatz und steigen vorbei am Gasthaus Bergkristall steil hinauf zur Faltmaralm. Ab hier wandern wir gemütlich in das flachere, gleichnamige Tal hinein. Am Talschluss halten wir uns rechts, es steilt ordentlich auf. Bisher sind wir auf markiertem Pfad unterwegs. Am Wegweiser zum Faltmarjoch müssen wir uns den weiteren Aufstieg selbst suchen. Scheint viel einfacher, als es schließlich ist. Der Gipfel mit dem originellen Gipfelhäuschen ist schon längst in Sicht. Nach dem Prinzip Versuch und Irrtum erreichen wir den letzten Aufschwung. Aber im steilen Gipfelhang liegen ca. 30 Zentimeter Neuschnee, der die Löcher und Spalten im Blockgeröll hundsgemein verdeckt. Immer wieder brechen wir unvermittelt in die verdeckten Hohlräume zwischen den Brocken und müssen aufpassen, dass wir uns nicht verletzen. Irgendwann wird es zu gefährlich und wir queren nach rechts hinaus auf den Kamm, wo wir auf einem schneefreien Plätzchen ausgiebig rasten und die Aussicht genießen. Für den Rückweg steigen wir im Gelände ab, bis wir auf den markierten Pfad treffen. Dort halten wir uns links und bleiben in den steilen Hängen unterhalb der Sefiarspitze, in denen einige Passagen mit Stahlseilen versichert sind. Zum Abschluss kehren wir auf einen sehr leckeren Kaiserschmarrn in der idyllischen Faltmaralm ein.
HOCHFEILER, 3.510 M – AUF DEN HÖCHSTEN ZILLERTALER
Wir ziehen um, über den Jaufenpass auf den Campingplatz Gilfenklamm bei Sterzing. Den Rest des Nachmittages nutzen wir für eine Fahrt bis nach Flading am Ende des Ratschinger Tales. Wunderschön! Wir beschließen, hier eine Tour zu unternehmen. Vorher aber fahren wir einen Tag später ins Pfitscher Tal und steigen in einer sehr schönen Tour hinauf zur Hochfeiler-Hütte. Dort genießen wir den sonnigen Nachmittag auf der Hüttenterrasse. Die Hochtourensaison neigt sich dem Ende entgegen. Nächste Woche schließt die Hütte, heute sind uns eingeschlossen nur fünf Übernachtungsgäste da. Da bleibt Zeit, auch mit den jungen Hüttenwirten ins Gespräch zu kommen, die uns nach dem Abendessen eine Runde selbst gemachten Heuschnaps spendieren.
Der Sonnenaufgang des nächsten Tages trifft uns schon in dem versicherten Steilstück oberhalb der Hütte. Nach der kurzen Kletterei sind wir auf dem Grat des Hochfeiler. Links davon führen trotz der Markierungen mehrere Pfade zwischen Schutt und Geröll nach oben, die sich immer wieder treffen. Rechts geht es senkrecht nach unten. Anhaltend steil steigen wir auf, bis das Gipfelkreuz zum Greifen nahe scheint und sich der Grat zu einem schmalen Rücken verengt. Vor dem letzten Aufschwung deponieren wir unsere Rucksäcke und klettern zum höchsten Gipfel der Zillertaler Alpen, die Ehrfurcht einflößende Nordwand direkt zu unserer Linken. 3.510 m! Die Aussicht wird dem Titel gerecht. Tief unter uns der Schlegeisstausee, darüber der Hohe Riffler und der Olperer. Trotz des eiskalten Windes halten wir ausgiebige Gipfelrast.
RATSCHINGER WEISSE, 2.822 M
Einen Tag später starten wir zu einer absoluten Traumtour von Flading auf den höchsten Gipfel im hinteren Ratschingstal – die Ratschinger Weiße. Zunächst steiler Aufstieg durch den Wald hinauf zur Klammalm, wo wir kurz rasten. Über schöne Wiesen, auf denen wir zwischendurch ein paar Ziegen hüten, queren wir hinüber zum steilen Anstieg Richtung Gleckalm. Malerisch stürzt ein spektakulärer Wasserfall herunter. Eine der zahlreichen Kehren führt direkt unter ihm vorbei. Oben ein kurzes Flachstück, wir halten uns links, die Gleckalm bleibt rechts liegen. Über einen Gratrücken geht es anhaltend bergwärts. Wir haben permanent herrliche Ausblicke. Vor dem finalen Anstieg eine kurze Senke, dann wird es nochmal richtig steil. Eine kurze Kletterei bringt uns schließlich auf das weite, Gras bewachsene Gipfelplateau. Ein Traumplatz zum Rasten und Schauen. Ein Pärchen, zwei Südtiroler, sind von der Timmelsjochstraße herauf gestiegen. Wir nutzen die Chance und lassen uns von den Beiden die wichtigsten Gipfel in der endlosen Parade benennen. Wir können bis zur Lazinser Alm im Passeiertal schauen. Auf der anderen Seite der Hochfeiler, auf dem wir gestern noch standen. Unter uns das Ratschinger Tal und der Jaufenpass. Wir genießen lange. Im Abstieg erfrischen wir unsere strapazierte Beinmuskulatur unterhalb der Gleckalm mit einem Bad im felsigen Badegumpen unter einem Wasserfall.
EIN STEILER ZAHN IN DEN SARNTALER ALPEN
Der Ausgangspunkt unserer nächsten Tour ist das Penser Joch. Wie ein steiler Zahn ragt im Südwesten unser Ziel in den Himmel, das Sarner Weißhorn, 2.703 m. Eine eher gemütliche Wanderung bringt uns in stetigem Auf und Ab vom Penser Joch bis an den Fuß der eindrucksvollen Gipfelpyramide. Allerdings haben der blaue Himmel und die milden Temperaturen in Sterzing uns das Wetter zu optimistisch einschätzen lassen. Hier oben weht ein eisiger Wind, dem wir leicht bekleidet nicht all zu viel entgegen zu setzen haben. Mit etwas erhöhtem Tempo versuchen wir uns warm zu laufen. Dann klettern wir steil und ausgesetzt hinauf auf den Gipfel. Oben ist es windstill und so genießen wir lange den herrlichen, weiten Rundblick von der Ortler-Gruppe über Weißkugel, Hochfeiler, Rieserfernergruppe bis zur Marmolada.
HOCHGALL, 3.436 m – AUF DEN HÖCHSTEN GIPFEL DER RIESERFERNER-GRUPPE
Wir verlegen unser Basislager auf den Campingplatz Antholz. Etwas weiter oben im Tal schaut der Hochgall herunter auf den Antholzer See und das Biathlonstadion. Einer der schönsten Berge der Ostalpen und nicht leicht zu besteigen. Von Rein im Ahrntal steigen wir auf zur sehr schönen und toll geführten Kasseler Hütte. Dass Hans Kammerlander da ist und uns beiden tatsächlich Zirbe spendiert, war nicht geplant, aber eine tolle Begegnung! Am nächsten Morgen mache ich mich allein an den Aufstieg, Petra unternimmt eine weite Rundwanderung ins Tal. Ihr ist der Berg zu ausgesetzt. Tatsächlich hat man beim Aufstieg über den Nordwestgrat ordentlich Luft unter dem Hintern. Ein Fehltritt ist keine Option. Am Grat bin ich allein unterwegs (erst später folgen andere Bergsteiger) und so habe ich auf Grund meiner Unkenntnis des Geländes einige kleinere Verhauer. Trotzdem komme ich zügig hinauf und genieße oben am schmalen Gipfelgrat ganz allein den weiten Ausblick zu den Dolomiten, zum Antholzer See und in die Nordwand.
SCHLERN, SEISER ALM
Der Abschluss unserer Rundtour führt uns in die Dolomiten. Trotz der fortgeschrittenen Jahreszeit bekommen wir nur mit Ach und Krach ein Plätzchen in der Wartezone des Campinplatzes Seiser Alm in Völs. Hier ist nahezu ganzjährig volle Hütte. Aber das Personal ist sehr hilfsbereit und versucht immer eine Lösung zu finden. Von Compatsch unternehmen wir eine schöne Wanderung über die Seiser Alm auf den Schlern. Ein Klassiker. Einsamkeit wird man hier kaum finden. Doch die Tour lohnt sich wegen der weiten Ausblicke auf die idyllische Alm im Aufstieg und schließlich den Rundblick vom Gipfel, der bis zu den Ortler Alpen reicht.
PLATTKOFEL, 2.969 M – LANGE TRAUMTOUR
Von der Bergstation des Florianliftes oberhalb von Saltria starten wir zunächst die klassische Umrundung des Plattkofels über Plattkofelhütte, Sellajoch, Aufstieg zur Toni-Demetzhütte in der Langkofelscharte, Abstieg zur Langkofelhütte. Hier biegen wir ab zum Oskar-Schuster-Steig und klettern über rund 700 hm sozusagen von hinten auf den Gipfel des Plattkofel. Abstieg über den Normalweg.